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Sonntag, 23. März 2014

Zeit für die Zeit

Sich mit Mario zum Frühstücken zu treffen, hat etwas ganz Eigenes. Man fängt den Tag nämlich mit Denken an. Das merkt man aber kaum, weil er es, wie alles, was er auf den Tisch bringt, hübsch verpackt bzw. verarbeitet und häppchenweise anbietet. Und Gernesser und –hörer und –denker wie ich schnappen nach allem, was sie kriegen können. Also, Maria, sagt Mario, nimm dir Zeit für die Zeit. Denn Zeit ist Luxus. Ach, und was tu ich gerade? Einfach so, wochentags, statt wie andere Leute in den Bildschirm lustvoll in ein Croissant beißen, dazu frisch gepressten Orangensaft und natürlich Cappuccino schlürfe, bei Käfer!? Ich lerne schnell. So geht Luxus, oder?
Aber ich weiß was er meint. Wirklich da sein, nicht schon wieder auf die Uhr sehen, das Hier und Jetzt leben, genau diesem Moment seine Zeit geben. In Deutschland, sagt Mario, haben die Leute nicht mal mehr Zeit, auf sich selbst zu achten. Was auch mit der Achtung vor den Dingen zu tun hat. Essen an der Tankstelle zu holen, Maria, das ist keine Wertschätzung. Nicht sich selbst, nicht dem Essen gegenüber. Auf der anderen Seite muss plötzlich überall Bio draufstehen. Mit einem Mal ist alles in diesem Land bio. Als wäre das nicht der Standard, den Produkten, mit denen wir Kopf und Körper, Vitalität, Gesundheit und Wohlbefinden bei Laune halten, bestmögliche und natürliche Behandlung zusteht. Slow Food also, Mario? Ja Maria, ansatzweise wohl. Auch in der Zubereitung.

Jaja, aber erwartest Du da nicht zu viel? Soll der Mensch nun abends, wenn er heimkommt, noch Pastateig kneten, um eine wirklich feine Nudel zu kriegen? Schafft kein Mensch, weil: vorher am Hungertod gestorben. Die gute Nachricht, Maria: Es gibt wirklich ordentliche Pasta zum Kaufen. Die noch bessere: Selbermachen braucht nicht viel Zeit, nicht viel Zutaten, nicht viel Material. Eine Gabel, ein Nudelholz, ein Glas – basta così! Ah, eine gefüllte Nudel meint er! Gut, ich werd’s ausprobieren. Füllung? Alles, was Du willst, Marinella! So genau wollt ich’s gar nicht wissen, Herr Gamba. Nimm rohes Gemüse, Basilikum, Pesto, Oliven … Gut, ich geb nächstes Mal Bescheid – Desaster oder Himmelreich, das wird sich zeigen. 





Ratatouille-Panzerotti auf Basilikumbutter mit Amalfi-Zitronenschaum


Für die Füllung:
1 Zucchini
1 rote Paprika
1 gelbe Paprika
50 g Mascarpone
Fleur de Sel
Pfeffer
Olivenöl

Für den Pastateig:
400 g Mehl
100 g Hartweizengries
1 Prise Salz
7 Eigelbe
2 Eier
1 TL Olivenöl

Für den Zitronenschaum:
1 Schalotte
20 Pfefferkörner
1 EL Butter
½ Flasche weißer Portwein
¼ Flasche Weißwein
½ l Sahne
1 Amalfizitrone

Für die Basilikumsauce:
40 g Basilikumblätter, gezupft
60 g Butter, Zimmertemperatur
100 ml Gemüsefond
Salz und Zucker

Zum Anrichten:
Gelbe und rote Paprikawürfel, angebraten in Olivenöl
Kleine Basilikumblätter zur Garnitur

Das Gemüse in Brunoise schneiden. Paprika und Zucchini haben verschiedene Garpunkte, daher separat in Olivenöl anschwitzen, mit Fleur de Sel und Pfeffer abschmecken. Zum Abkühlen die Brunoise zusammen auf ein Blech legen, danach in eine Schüssel geben und mit Mascarpone binden. Die Masse mit Olivenöl und Fleur de Sel abschmecken.



Für den Pastateig Mehl, Grieß und Salz in einer Schüssel vermengen und eine Mulde in die Mitte drücken. In die Vertiefung die Eigelbe, die Eier und das Olivenöl geben. Das Ganze gründlich verkneten bis ein fester, elastischer Teig entsteht. Den Nudelteig in Frischhaltefolie einschlagen und etwa 2 Stunden kalt stellen.


Den Teig mit der Nudelmaschine hauchdünn ausrollen und auf eine bemehlte Arbeitsfläche legen. Die Hälfte der Teigplatten mir verquirltem  Ei bestreichen und im Abstand von 4 cm je einen Teelöffel der Füllung draufsetzten. Die übrigen Teigplatten darüber legen und rund um die Füllung fest andrücken. Mit einem runden Ausstecher die Panzerotti ausstechen.




Für den Zitronenschaum die Schalotte mit den Pfefferkörnern zusammen anschwitzen, mit Weißwein und weißem Portwein ablöschen und etwa auf die Hälfte einkochen, bis der Wein seine Säure verliert. Mit Sahne aufgießen und mit dem Abrieb der Zitrone, Zitronensaft und Salz abschmecken, anschließend von der Herdplatte nehmen und eine halbe Stunde ziehen lassen. Die Sauce abpassieren.
Zum Anrichten die nicht zu heiße Sauce mit einem Mixer aufschäumen.
Für die Basilikumsauce die Butter und die Basilikumblätter in einem Mixer fein  mixen. Den Gemüsefond aufkochen und die entstandene Basilikumbutter mit einem Schneebesen einrühren. Das Ganze mit Salz und Zucker abschmecken.



Die Basilikumsauce auf dem Teller rund ausstreichen. Die Panzerotti für 2 Minuten in heißem Salzwasser kochen und auf der Basilikumsauce anrichten, den Zitronenschaum drumherum verteilen. Das Paprikaragout in die Zwischenräume geben und die Basilikumblätter zum Garnieren verwenden.