Maria, weißt Du, wer die Tür zum Sommer öffnet? empfängt mich Mario und
hält mir am herrlich heißen Mittag eben jene auf die Terrasse auf. Im Moment
du, lache ich, wohlwissend, dass die Antwort sowohl ein Ausflug in die Poesie
als auch in die Philosophie werden könnte. Zunächst aber küsst sie meinen
Gaumen. Es sind die Kirschen, Marinella, sagt Mario, und überrascht mich mit dem
Dessert, von dem ich seit einem ganzen langen Jahr schon träume: in Tempurateig
gebackene Kirschen – schöner kann man der Sinnlichkeit nicht huldigen. Es sei
denn, man wird dieser äußerlich zwar recht knackigen, innerlich aber unendlich
samtigen Schönheit gerecht und ersetzt den harten Kern durch einen aus feinster
Mandelfüllung – platziert auf einem seidig schimmernden Cassis-Spiegel und
gekrönt von zartem Amaretto-Eis. Mario, war etwa doch nicht der Apfel, sondern
die Kirsche die Versuchung, der Eva im Paradies nicht wiederstehen konnte?
Vielleicht, Maria, vielleicht … Ist diese perfekte Liaison aus Süße und
leichter Säure nicht die Verheißung selbst? Und: Die Farbe Rot steht für die
Liebe, was Kirschen zum Symbol unausgesprochener Wünsche macht. Denke nur
einmal an die Kirschblüte, Marinella! Sie ist die reinste Form der Poesie! Na
also, da ist sie!
Allein die Lust sie anzuschauen, Maria … Kennst du das? Der ganze Baum
ist voller Kirschen, Rot in so vielen verschiedenen Tönen! Und allein wegen
dieses Farbspiels unter dem azurblauen Himmel kann man sie nicht einfach pflücken. Klar, Mario,
deshalb schmecken ja die Kirschen aus Nachbars Garten am allerbesten! Keine so schlechte
Lösung, Maria! Denn gesund sind sie außerdem: gut gegen Bluthochdruck, voller
Eisen, Phosphor, Kalzium, Vitamin A und C und – toll für die Haut! Vor allem
jetzt im Sommer, bevor man in die Sonne geht. Na, wenn das keine Aufforderung
ist an so einem Tag! Danke Mario, danke! Obwohl ... Vielleicht sollte ich doch
noch ein wenig bei dir sitzen – runde, pralle, freche Früchtchen naschen. Der
Gesundheit wegen, versteht sich. Ma certo, Maria, ma certo!
Gebackene Kirschen auf Cassisspiegel und
Amarettoeis
Für die Kirschen:
24 große Kirschen
80 g Rohmarzipan
50 g
Mandelblätter
Etwas Rosenwasser
Für den Tempurateig:
130 g Mehl
130 g Stärke
250 g kaltes
Mineralwasser
30 g Eigelb
Butterschmalz zum
Ausbacken
Für den
Cassisspiegel:
250 ml schwarzes
Johannisbeerpüree
85 g Zucker
40 ml
Johannisbeerlikör
Für das
Amarettoeis:
250 ml Sahne
250 ml Milch
125 g Zucker
120 g Eigelb
140 ml Amaretto
Süßer Joghurt zum
Garnieren
Mandelblätter im
Ofen goldbraun rösten und grob hacken. Zusammen mit etwas Rosenwasser unter das
Marzipan kneten.
Die Kirschen von
unten entkernen, den Stiel mit einer Schere leicht zurechtstutzen und mit dem
Marzipan füllen.
Alle Zutaten für
den Tempurateig zu einem glatten Teig verrühren, die Kirschen am Stiel
festhalten, in den Teig tunken und in erhitztem Butterschmalz ausbacken.
Für den
Cassisspiegel den Zucker hell karamellisieren, mit Johannisbeerlikör ablöschen,
diesen reduzieren und das
Johannisbeerpüree hinzugeben. Langsam aufkochen und fein passieren.
Abkühlen lassen.
Milch und Sahne
für das Amarettoeis aufkochen. Eigelb,
Amaretto und Zucker schaumig schlagen. Die heiße Sahne-Milch-Mischung langsam
unterrühren und die Masse anschließend über einem Wasserbad unter langsamen Rühren
„zur Rose abziehen“. Danach fein passieren und in einer Eismaschine abfrieren.
Zum Anrichten die
Cassissauce auf einem flachen Teller zu einem runden Spiegel gießen und mit Hilfe
des süßen Joghurts ein Muster ziehen. Je 6 knusprig gebackene Kirschen auf den
Saucenspiegel platzieren und eine Nocke Eiscreme in die Mitte setzen.