Seiten

Sonntag, 13. Juli 2014

Gut Kirschen essen

Maria, weißt Du, wer die Tür zum Sommer öffnet? empfängt mich Mario und hält mir am herrlich heißen Mittag eben jene auf die Terrasse auf. Im Moment du, lache ich, wohlwissend, dass die Antwort sowohl ein Ausflug in die Poesie als auch in die Philosophie werden könnte. Zunächst aber küsst sie meinen Gaumen. Es sind die Kirschen, Marinella, sagt Mario, und überrascht mich mit dem Dessert, von dem ich seit einem ganzen langen Jahr schon träume: in Tempurateig gebackene Kirschen – schöner kann man der Sinnlichkeit nicht huldigen. Es sei denn, man wird dieser äußerlich zwar recht knackigen, innerlich aber unendlich samtigen Schönheit gerecht und ersetzt den harten Kern durch einen aus feinster Mandelfüllung – platziert auf einem seidig schimmernden Cassis-Spiegel und gekrönt von zartem Amaretto-Eis. Mario, war etwa doch nicht der Apfel, sondern die Kirsche die Versuchung, der Eva im Paradies nicht wiederstehen konnte?



Vielleicht, Maria, vielleicht … Ist diese perfekte Liaison aus Süße und leichter Säure nicht die Verheißung selbst? Und: Die Farbe Rot steht für die Liebe, was Kirschen zum Symbol unausgesprochener Wünsche macht. Denke nur einmal an die Kirschblüte, Marinella! Sie ist die reinste Form der Poesie! Na also, da ist sie!


Allein die Lust sie anzuschauen, Maria … Kennst du das? Der ganze Baum ist voller Kirschen, Rot in so vielen verschiedenen Tönen! Und allein wegen dieses Farbspiels unter dem azurblauen Himmel kann  man sie nicht einfach pflücken. Klar, Mario, deshalb schmecken ja die Kirschen aus Nachbars Garten am allerbesten! Keine so schlechte Lösung, Maria! Denn gesund sind sie außerdem: gut gegen Bluthochdruck, voller Eisen, Phosphor, Kalzium, Vitamin A und C und ­– toll für die Haut! Vor allem jetzt im Sommer, bevor man in die Sonne geht. Na, wenn das keine Aufforderung ist an so einem Tag! Danke Mario, danke! Obwohl ... Vielleicht sollte ich doch noch ein wenig bei dir sitzen – runde, pralle, freche Früchtchen naschen. Der Gesundheit wegen, versteht sich. Ma certo, Maria, ma certo!



Gebackene Kirschen auf Cassisspiegel und Amarettoeis

Für die Kirschen:
24 große Kirschen
80 g Rohmarzipan
50 g Mandelblätter
Etwas Rosenwasser

Für den Tempurateig:
130 g Mehl
130 g Stärke
250 g kaltes Mineralwasser
30 g Eigelb
Butterschmalz zum Ausbacken

Für den Cassisspiegel:
250 ml schwarzes Johannisbeerpüree
85 g Zucker
40 ml Johannisbeerlikör

Für das Amarettoeis:
250 ml Sahne
250 ml Milch
125 g Zucker
120 g Eigelb
140 ml Amaretto

Süßer Joghurt zum Garnieren

Mandelblätter im Ofen goldbraun rösten und grob hacken. Zusammen mit etwas Rosenwasser unter das Marzipan kneten.
Die Kirschen von unten entkernen, den Stiel mit einer Schere leicht zurechtstutzen und mit dem Marzipan füllen.

Alle Zutaten für den Tempurateig zu einem glatten Teig verrühren, die Kirschen am Stiel festhalten, in den Teig tunken und in erhitztem Butterschmalz ausbacken.

Für den Cassisspiegel den Zucker hell karamellisieren, mit Johannisbeerlikör ablöschen, diesen reduzieren und das  Johannisbeerpüree hinzugeben. Langsam aufkochen und fein passieren. Abkühlen lassen.

Milch und Sahne für das Amarettoeis aufkochen.  Eigelb, Amaretto und Zucker schaumig schlagen. Die heiße Sahne-Milch-Mischung langsam unterrühren und die Masse anschließend über einem Wasserbad unter langsamen Rühren „zur Rose abziehen“. Danach fein passieren und in einer Eismaschine abfrieren.

Zum Anrichten die Cassissauce auf einem flachen Teller zu einem runden Spiegel gießen und mit Hilfe des süßen Joghurts ein Muster ziehen. Je 6 knusprig gebackene Kirschen auf den Saucenspiegel platzieren und eine Nocke Eiscreme in die Mitte setzen.