Seiten

Freitag, 6. Dezember 2013

Deutsch-italienische Weihnachtsfusion


Es ist der 4. Dezember, Barbaratag. Die Stadt ist zu voll. Nicht zuletzt wegen der gefühlten Millionen von Italienern, die anscheinend vergessen haben, dass sie eine schöne Heimat haben. Angenehme Schlussfolgerung aus beidem: Ein kleiner Abstecher zu Mario. Über dessen Küche liegt, ich kann es deutlich riechen: Der Duft nach Apfel, Zimt, Mandeln … Bratäpfel? Aber natürlich, sagt Mario, warum nicht? Weil ich in einem italienischen Restaurant die Vision habe von einer formidablen Zabaione, von explosiven Fruchtpürees, von feinster Macedonia. 

Warum, Maria, fragt Mario, warum aber glaubst Du, sind gerade jetzt so viele Italiener in München? Sie lieben die deutsche Weihnacht. Weil sie die Adventszeit so nicht kennen. Sie fahren nach München, Nürnberg, Stuttgart, auch nach Innsbruck und Salzburg, überall dorthin, wo Advent und Weihnacht zelebriert wird – der Mensch liebt, was ihm fehlt. Du auch? Ja, Marinella, ich auch. Für mich ist das Sinnbild für Weihnachten in Deutschland der Bratapfel. Rosinen, Zimt, Mandeln, Nüsse, Marzipan … Es ist ein Bild: Die Äpfel babbeln im Ofen, wechseln ihre Farbe von dunkelrot in ein unscheinbares Braun – mit nur wenig unscheinbarer Wirkung. Der Duft der Bratäpfel erobert sich alles, zieht in jeden Winkel des Hauses – himmlisches Raumspray. 

Und weißt Du, fährt Mario fort, woher der deutsche Brauch mit dem Bratapfel kommt? Von den guten Äpfeln, vermute ich mal, und dem zugehörigen Zimt-und-Zucker-Zauber der Deutschen. Aber nein, klärt mich Mario auf: Er symbolisiert den Wohlstand und die Großzügigkeit des heiligen Nikolaus, der an die Armen abgibt und damit Vorfreude verteilt. Der Mensch ordnet sich ein, kommt runter. Und er lächelt, weil er beschenkt wird. Und ich schenke eben kulinarisch, Maria, Bratäpfel zum Beispiel. Zum Nikolaustag? Auch, ja, aber vor allem an Weihnachten, wenn die Familie am Tisch sitzt. Und ganz ehrlich: Der Plan für Vor- und Hauptspeise fürs Weihnachtsmenü ändert sich noch täglich. Das Dessert steht: Bratäpfel. 





Und die kulinarischste aller Nationen hat keine vergleichbare Weihnachtstradition? Aber doch, natürlich – den Panettone. Und selbstverständlich weiß Mario mehr dazu: Es war im 12. Jahrhundert, Maria, da ließ ein Mailänder Bäcker namens Antonio das Brot anbrennen.  Er rettete den Teig und veredelte ihn mit Eiern, kandierten Früchten, Zimt, Honig, usw. Aus dem italienischen „Il pane di Antonio“, also Antonios Brot, wurde über die Jahre der Panettone – der klassische italienische Weihnachtskuchen. Der bereits sprichwörtlich verewigt ist: So lautet die Frage, ob sich jemand in seinem Amt halten wird, z.B. ein neuer Fußballtrainer, „ob er Panettone zu Weihnachten essen kann“.

Und was ist das Besondere an Panettone, Mario? Dasselbe wie beim Bratapfel, Maria. Es ist die weihnachtliche Choreographie der Düfte, die darin steckt, und verantwortlich ist für die Vorfreude: Hefe, Honig, Zimt, Zitrusfrüchte … 

Also backst Du jedes Jahr zu Weihnachten Panettone? Nein, Maria, auch ich kaufe sie: Tre Marie oder Motta haben sehr gute Qualität. Und natürlich hat jeder seine eigene Art, sie zu essen. Ich pack sie im Ganzen bei 120 Grad ein paar Minuten in den Ofen, dann schmeckt sie schon köstlich. Aber Mario veredelt weiter, klar: Vierteln und toasten, Maria, darauf ein bisschen Hagebuttenmarmelade – so schmeckt Weihnachten. Man kann auch Zitronen- oder Orangenmarmelade nehmen, das ist Geschmackssache. Aber versprochen: Das ist wie eine Grammatik des Geschmacks – die Gefühle weckt, und das Fühlen. Gefühle und Fühlen? Ja, Maria, genau so. Natürlich! So ist Mario. Ohne jenen feinen Hauch von Philosophie übers Essen wäre alles nur halb so schön! 






Bratäpfel mit Vanillesauce
 
Für 6 Personen
 
Für die Äpfel:
12 Nikolausäpfel
200 g Marzipan
50 g Mandeln, gehobelt
50 g Rosinen
Zimt
Amaretto
Brauner Rum
200 ml Apfelsaft
50 g Honig
 
Die Äpfel waschen und mit einem Kerngehäuseausstecher ausstechen.
Marzipan, Mandeln, Rosinen, Rum, Amaretto und Zimt verkneten und in die Äpfel füllen.
Die Äpfel in eine Auflaufform setzen und mit Honig und Saft übergiessen, bei 150°C ca. 45 Minuten backen.
 
Für die Vanillesauce:
 
1 L Vollmilch
120 g Zucker
1 Vanilleschote
20 g Stärke
5 Eigelbe
 
Die Stärke mit etwas Milch verrühren und die Eigelbe dazugeben, währenddessen die Milch mit der Vanilleschote und Zucker aufkochen und mit der Stärkemischung abbinden, aufkochen lassen und durch ein feines Sieb passieren.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen