Nein, das ist keine besonders poetische Überschrift. Nicht, dass
ich mich nicht gern mit diesen Federn schmücken wollte. Aber es sind Bilder,
die Mario so ganz nebenbei malt. Ich wollte wissen, was sein Brot mit mir
macht, das – ohne Übertreibung – bei mir so sehr Süden und Urlaub
heraufbeschwört wie kaum etwas anderes. Das schafft selbst so manches gute
Olivenöl nicht in diesem Maß. Und weil Mario keiner ist, der einem nur einen
philosophischen Brocken bzw. Krumen hinwirft, macht er weiter: Maria, du kennst
das italienische Sprichwort, das sagt „Du bist gut wie das Brot“? Bin ich ganz
sicher, kenn ich aber nicht! Aber ich will Marios Ernst bei der Sache gar nicht
unterbrechen. Er spricht von Ursprung, von Charakter, und wie Mensch und Brot
dadurch in Verbindung seien. Einfachheit und Bodenständigkeit, das zeichne
gutes Brot aus, aber auch den Menschen. Schau dich um, Maria, was ist aus dem
archaischen Produkt, das Leben verkörpert, geworden? Es gibt kaum mehr gutes
Brot. Und warum? Weil keiner mehr Zeit hat zu warten. Darauf, dass sich Hefe
und damit das Brot entfalten kann. Und was ist das Ergebnis? Alle klagen über
Unverträglichkeiten. Er hat recht. Das Brot hat seinen Wert verloren. Und das,
Marinella, obwohl Brot wie Musik ist. Wie jetzt? Korn und Ähren, das ist doch
Erde, nicht so was Flüchtiges wie Musik!? Das stimmt schon, Maria, aber Musik
und Brot – sie schwimmen beide an der Oberfläche. Und gehen dabei doch beide so
sehr in die Tiefe.
Und während ich mich durch das Körbchen futtere, holt Mario noch einmal aus, und ich merke,
wie sehr ihm das Thema am Herzen liegt. Früher schon, da hat er einmal zu mir
gesagt, am Brot eines Restaurants erkenne man die Einstellung eines Kochs zum Lebensmittel, und dass das Brot auf die
Identität eines Restaurants schließen lasse. Da ist schon was dran. Brot,
Maria, ist nicht umsonst Grundnahrungsmittel, weltweit und seit der Mensch
denken kann. Es ist die Verbindung zwischen Geist und Seele, Kommunion im
eigentlichen Sinn, Gemeinschaft. Und die Quintessenz der Geschichte. Allein die
Symbolik, das Brot zu brechen und zu teilen … Nein, keine Sorge, wir haben uns
nicht mehr bis ins Alte Testament verplaudert. Nur eines noch: Maria, sagt
Mario, spina di grano, das ist in Italien ein Symbol für das Leben, es
bringt Glück … Stimmt, unterbreche ich ihn ganz unfein, schau mich an, Mario,
dein Brotkorb ist leer und ich bin – ja was wohl: sehr, sehr glücklich. Mit
starker Tendenz zur Seligkeit …
Das Grundrezept für 4 Stangen Italienisches Weißbrot
560 ml Wasser
60 ml Olivenöl
1 Würfel Backhefe
930 g Mehl
310 g Weizenmehl Typ 00
Die trockenen Zutaten mischen. Die Hefe in lauwarmem Wasser auflösen und die Flüssigkeit zu den
trockenen Zutaten dazugeben. Alles vermischen und durchkneten. Den Teig bis zu
einer Stunde gehen lassen. Den Backofen auf 230 Grad vorheizen. Ausrollen und
nochmals gehen lassen. Dann zu 4 dünnen Baguettestangen formen und in den
Backofen schieben. (Natürlich sind hier beispielsweise auch kleine Brötchen
statt Brotstangen möglich). Bei 230 Grad ca. 9 - 12 Minuten backen lassen.
Für das Tomatenbrot oder das Olivenbrot werden diese in gehakter
Form hinzugefügt.
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